Mit Vodafone hat das erste Mobilfunk-Unternehmen den Einsatz der eSIM-Karte in Deutschland gestartet, Telefónica ist mit seiner O2-Marke ab April 2016 ebenfalls dabei. Und auch die Telekom will künftig auf die fest verbaute SIM-Card zu setzen.
Der lästige Karten-Tausch beim Wechsel eines Anbieters würde dann wegfallen – doch ist es wirklich so einfach? Was verspricht sich die Mobilfunk-Branche davon? Wird es die eSIM bei jedem Handyanbieter geben? Haben Handynutzer davon wirklich nur Vorteile? Alle Fragen und Antworten zur neuen eSIM-Card im Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- eSIM-Karte in Deutschland: Vodafone, O2 & Telekom setzen darauf
- Was bedeutet eigentlich eSIM?
- Wie funktioniert die eingebaute Handykarte? Und was mache ich bei einem Wechsel des Anbieters?
- Wo bekomme ich nun ein Smartphone mit fest integrierter Karte?
- Welche Vorteile habe ich von der eSIM?
- Gibt es auch Nachteile?
- Verschwinden die aktuellen SIM-Karten damit endgültig vom Markt?
- Funktioniert der Anbieterwechsel wirklich so reibungslos?
- Was passiert dann mit meinem alten Handy?
- Geräte mit der neuen SIM-Card
eSIM-Karte in Deutschland: Vodafone, O2 & Telekom setzen darauf
Was bedeutet eigentlich eSIM?
Der Begriff ist eine Abkürzung für “embedded Subscriber Identity Module”. Übersetzt bedeutet das in etwa “integriertes Teilnehmer-Identitätsmodul”. Klingt kompliziert, heißt aber nur, dass es sich um eine SIM-Card handelt, die in einem Gerät fest verbaut (“embedded”) ist. Im Gegensatz zur herkömmlichen SIM-Karte, die man auswechseln konnte.
Wie funktioniert die eingebaute Handykarte? Und was mache ich bei einem Wechsel des Anbieters?
Die fest eingebaute Handykarte lässt sich umprogrammieren, das darauf gespeicherte Profil eines Mobilfunkanbieters lässt sich also löschen oder austauschen. Dadurch ist es möglich, den Anbieter zu wechseln, ohne die alte SIM-Card gegen eine neue zu ersetzen.
Das Profil eines Mobilfunkanbieters soll sich die Karte von einem zentralen Server ziehen. Diesen gibt es laut der Fachzeitschrift C’T aber noch nicht.
Die eSIM kleiner und benötigt nicht so viel Platz in einem Gerät wie herkömmliche SIM-Karten. Das erlaubt neue Möglichkeiten: So lassen sich nun Smartwatches unabhängig von einem Smartphone nutzen, um damit etwa zu telefonieren oder im Internet zu surfen. Bisher mussten Smartwatches ohne SIM-Karte auskommen – für eine Verbindung mit dem Mobilfunknetz musste man sie mit einem Handy koppeln.
Wo bekomme ich nun ein Smartphone mit fest integrierter Karte?
Noch gar nicht. Das erste Gerät, das O2 und Vodafone mit einer fest eingebauten eSIM auf den Markt bringen, ist eine Smartwatch: die Samsung Galaxy Gear S2 classic. Seit Mitte März gibt es das Gerät in den Läden von Vodafone und O2 zu kaufen, und zwar in Kombination mit einem Vertrag.
Hier zeigt sich auch ein weiterer Zweck der eSIM: Sie soll nicht nur in Smartphones funken, sondern auch in Smartwatches, in Fernsehern, Waschmaschinen, Sicherheitssystemen, Kühlschränken und Toastern. Sie soll also das Internet der Dinge voranbringen, in dem immer mehr Geräte und Maschinen miteinander vernetzt werden.
Welche Vorteile habe ich von der eSIM?
Wer leichter mit seinen Geräten kommunizieren kann, der profitiert von mehr Komfort – so könnte beispielsweise der Kühlschrank automatisch neue Lebensmittel ordern, wenn er registriert, dass bald Ebbe ist. Und bei der im Smartphone verbauten eSIM sind es vor allem diese Vorteile:
- Wer den Anbieter wechselt, der muss nicht mehr umständlich am Smartphone herumfummeln, um die SIM-Card auszutauschen. Die Umstellung auf den neuen Vertrag oder Anbieter erfolgt per Software, also bequem über die Eingabe am Smartphone.
- Der Anbieterwechsel sollte schneller ablaufen – schließlich muss man nicht erst auf eine neue SIM-Karte warten, da der Postversand entfällt.
- Außerdem lassen sich auf der SIM-Karte mehrere Anbieterprofile hinterlegen – Handynutzer können damit also zwei Verträge gleichzeitig nutzen. Das ist praktisch, wenn man ins Ausland fährt: Dann kann man etwa einen günstigen Tarif direkt beim Mobilfunkanbieter in den USA wählen und dort dann billig surfen und telefonieren – statt die horrenden Auslandskosten des deutschen Handyvertrags zu zahlen.
- Das jeweilige Profil soll ganz einfach aus dem Internet heruntergeladen werden, indem Nutzer einen QR-Code abfotografieren.
- Micro, Mini oder Nano? Die Frage, welches SIM-Karten-Format das Smartphone benötigt, hat sich mit der eSIM erledigt – die Karte ist schließlich fest eingebaut.
- Generell dürfte der Anbieterwechsel einfacher werden.
So sollte es zumindest in der Theorie funktionieren. Ob es wirklich so einfach klappt, das muss sich erst noch zeigen.
Gibt es auch Nachteile?
Generell: Wenn sogar der Kühlschrank und der Toaster mit dem Internet kommunizieren, dann werden Nutzer zunehmend gläsern. Unternehmen können mit diesen Daten theoretisch sehr exakte Nutzerprofile erstellen und diese unter anderem zur Vermarktung nutzen.
Im Fall des Smartphones: Bei der eSIM im Handy gibt es bisher noch keinen einheitlichen Standard. Und so lässt sich die eSIM, die in der Samsung Galaxy Gear 2 werkelt, noch nicht umprogrammieren. Wer sie kauft, ist damit also aktuell an den Anbieter gebunden, zum Beispiel an Vodafone. So richtig zukunftstauglich ist das Teil damit also offenbar noch nicht.
Verschwinden die aktuellen SIM-Karten damit endgültig vom Markt?
Bis es zum Durchbruch der eSIM kommt, ist erst einmal ein einheitlicher Standard nötig, der weltweit gültig ist. An diesem werkelt die Industrie derzeit noch, bis Mitte des Jahres soll er vorliegen. Einige Spezifikationen hat der Mobilfunk-Industrieverband GSMA bereits veröffentlicht. Dann dürften auch immer mehr Geräte mit integrierter SIM-Karte auf den Markt kommen.
Entsprechend erwartet die Telekom, dass die Zahl der eSIM-Geräte 2017 stark steigt. Die Prognose der Telekom: In spätestens zehn Jahren soll die alte SIM-Card vollständig von der eSIM abgelöst worden sein. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.
Funktioniert der Anbieterwechsel wirklich so reibungslos?
Theoretisch schon. Doch dazu müssen sich die Anbieter eben erst noch einigen. Offen ist, ob der Wechsel dann wirklich mit drei Klicks erledigt ist, oder ob die Mobilfunkanbieter den Kunden da ein paar kleinere oder größere Steine in den Weg legen. Denn daran, dass der Kunde schnell und unkompliziert zum günstigeren Anbieter wechselt, hat die Branche eigentlich kein allzu großes Interesse.
Es könnte zum Beispiel sein, dass die großen Netzbetreiber den kleineren und günstigeren Mobilfunk-Discountern den Zugang zum zentralen Universal-Server verweigern, mit dem die eSIM sich verbindet. Dann hätte der Kunde nur die Möglichkeit, zwischen mehreren (teureren) Handyanbietern zu wählen.
Was passiert dann mit meinem alten Handy?
Darüber braucht man sich vorerst wohl keine Gedanken zu machen. Bis die Anbieter sich auf einen einheitlichen Standard geeinigt haben und dieser auch wirklich flächendeckend umgesetzt wird, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Und auch dann sind die alten SIM-Karten ja noch nutzbar. Man muss also nicht fürchten, dass das Smartphone plötzlich nicht mehr funktioniert, weil darin noch eine alte SIM-Karte werkelt.
Geräte mit der neuen SIM-Card
Welche neuen Geräte haben also nun die fest eingebaute eSIM? Hier sammle ich nach und nach alle Geräte mit der neuen, umprogrammierbaren Funkkarte. Bisher ist allerdings nur ein Gerät auf dem Markt: die Smartwatch Samsung Galaxy Gear S2 classic 3G.
Künftig dürfte aber unter anderem das neue Apple-iPhone mit der neuen SIM-Card ausgestattet werden: Eigentlich wollte Apple sie schon in seinen früheren Smartphones verbauen, scheiterte dabei allerdings am Widerstand der Mobilfunkbetreiber. Auch die anderen Branchenriesen wie Samsung mit seiner Galaxy-Reihe oder Sony mit dem Xperia dürften da wohl nicht lange auf sich warten lassen.
Was bedeutet die eSIM für die Kunden? Eine Redakteur der Fachzeitschrift C’T beschreibt’s sehr gut im Video:
Weiterführende Infos bei: