Die Roaming-Gebühren in der EU – also die Kosten der Handynutzung im EU-Ausland – sollten eigentlich schon Ende 2015 abgeschafft werden. Daraus wurde aber nichts. Am 30. April 2016 wurden sie deutlich gesenkt, seit dem 15.06.2017 fallen überhaupt keine Zusatzkosten mehr für die Handynutzung im EU-Ausland an.
Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Denn wegen der Fair-Use-Regelung können Anbieter trotzdem Aufschläge verlangen, wenn die Kunden ihr Handy zu intensiv im EU-Ausland nutzen. Wann drohen Mehrkosten? Wie läuft eigentlich die Umstellung ab? In welchen Ländern gilt die EU-Verordnung? Und wie setzen die Anbieter das alles um? Der umfassende Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- Abschaffung der EU-Roaming-Gebühren: Was man wissen muss
- Was ist eigentlich Roaming?
- Wie teuer ist die Handynutzung auf Reisen in der EU?
- Wie läuft die Umstellung ab?
- Für welche Länder gilt die neue EU-Roaming-Regelung?
- Was ist die Fair-Use-Regelung?
- Kann ich nun überall kostenlos in der EU telefonieren?
- Wie erfahre ich, welche Konditionen für meinen Vertrag gelten?
- Mit dem Handy im Ausland telefonieren & surfen: Tipps & Tricks
- Wie Anbieter die neuen Roaming-Regeln umsetzen
- Steigende Tarif-Kosten durch Neu-Regelung?
Abschaffung der EU-Roaming-Gebühren: Was man wissen muss
Was ist eigentlich Roaming?
Wenn man mit seinem Handy im Ausland telefonieren oder im Internet surfen will, dann nutzt man das Netz eines anderen Mobilfunkanbieters. Dafür wollen die Mobilfunkanbieter Geld haben – die Roaming-Gebühren.
Vor einigen Jahren war das noch ziemlich viel, Nutzer mussten für sehr kurze Telefonate im europäischen Ausland teils mehrere Euro auf den Tisch legen. Das EU-Parlament war davon nicht begeistert und hat die Preise daher immer weiter gesenkt.
Wie teuer ist die Handynutzung auf Reisen in der EU?
Seit dem 15.06.2017 fallen die EU-Roaming-Kosten komplett weg: Man kann sein Smartphone im EU-Ausland dann genauso nutzen wie in Deutschland, ohne mehr zu zahlen – ganz nach dem Prinzip „Roam like at Home“.
Beispiel: Wer in Deutschland eine Allnet-Flat und 2 Gigabyte Datenvolumen hat, der kann damit auch in Spanien lange Telefonieren und im Internet surfen, ohne zusätzliche Kosten fürchten zu müssen.
Allerdings gibt es Ausnahmen: Denn wenn der Preis pro Einheit schon im heimischen Tarif sehr hoch ist, dann darf ein Mobilfunk-Anbieter diesen Preis auch im Ausland nehmen. Wenn also eine Telefonminute in Deutschland 29 Cent kostet, dann darf der Provider dies auch für Telefonate im EU-Ausland berechnen.
Wie läuft die Umstellung ab?
Wer bisher noch einen Handytarif ohne EU-Option hat, dessen Vertrag wird automatisch angepasst.
Allerdings sind in manchen Verträgen Auslandspakete enthalten, die zum Beispiel nur ein paar Freiminuten und ein kleines Datenpaket fürs EU-Ausland vorsehen. Wenn so eine Option noch aktiv ist, dann gilt diese – und nicht die EU-Regelung. Solche „alternativen Roaming-Modelle“ sind nach wie vor erlaubt.
Die Anbieter sind aber verpflichtet, den Kunden auf Wunsch in den regulierten EU-Tarif einzustufen.
Vor Reisen ins EU-Ausland sollte man daher am besten beim Anbieter nachfragen – und am besten einfordern, dass künftig für den eigenen Tarif die EU-Vorgaben gelten.
Für welche Länder gilt die neue EU-Roaming-Regelung?
Die Roam-like-at-Home-Verordnung gilt in allen 28 Staaten der EU vor – plus Norwegen, Island und Liechtenstein. Auch Großbritannien ist noch dabei, solange es Mitglied der EU ist.
Insgesamt sind also 31 Länder in der Roaming-Gemeinschaft – hier kann man in der Regel sorgenfrei seinen heimischen Handyvertrag nutzen:
- Belgien
- Bulgarien
- Dänemark
- Deutschland
- Estland
- Finnland
- Frankreich
- Griechenland
- Irland
- Island
- Italien
- Kroatien
- Lettland
- Liechtenstein
- Litauen
- Luxemburg
- Malta
- Niederlande
- Österreich
- Norwegen
- Polen
- Portugal
- Rumänien
- Slowakei
- Slowenien
- Spanien
- Schweden
- Tschechische Republik
- Ungarn
- Vereinigtes Königreich
- Zypern
Was ist die Fair-Use-Regelung?
Man kann seinen Handytarif im EU-Ausland zwar so nutzen wie zu Hause – allerdings nur bis zu gewissen Grenzen. Das regelt die Fair-Use-Regelung fest, auf die die Mobilfunk-Branche gedrängt hatte. Sie soll verhindern, dass Nutzer sich etwa einen sehr billigen Handyvertrag in Polen besorgen und diesen dauerhaft in Deutschland nutzen. Die wichtigsten Punkt des Fair-Use-Prinzips:
- Man kann seinen Handytarif nicht dauerhaft im EU-Ausland nutzen. Laut Fair-Use-Regelung muss man – grob gesagt – sein Handy innerhalb von 4 Monaten mindestens zwei Monate in Deutschland nutzen. Heißt: Zwei Monate Urlaub am Stück sind kein Problem. Bei längeren Aufenthalten sollte man sich vorher an seinen Anbieter wenden.
- Bei Handytarifen mit sogenannten „offenen Datenpaketen“ können Anbieter Obergrenzen für die Internet-Nutzung festlegen. Offene Datenpakete sind Internet-Pakete mit unbegrenztem Datenvolumen – oder mit sehr viel Datenvolumen von 3GB, 5GB oder 10GB. Wer also etwa einen Handyvertrag mit mehreren Gigabyte Datenvolumen hat und diese auch im Ausland nutzen möchte, der fragt am besten vor der Reise bei seinem Anbieter nach. Bei Handytarifen mit 1 oder 2 GB sollte es keine größeren Probleme geben.
- Wer dagegen verstößt, dem drohen Aufschläge im EU-Ausland.
- Anbieter müssen Kunden vorab darüber informieren, welche Datenkontingente ihnen im EU-Ausland zustehen – und sie darauf hinweisen, wann Aufschläge anfallen.
- Der maximale Aufschlag bei exzessiver Nutzung liegt im Jahr 2017 bei 9,16 Euro pro GB.
Kann ich nun überall kostenlos in der EU telefonieren?
Jein: Wer eine Allnet-Flat hat und sich im EU-Ausland aufhält, der kann mit seinem Handy auch kostenlos nach Deutschland und in alle anderen EU-Länder telefonieren. Das gilt aber nicht für Telefonate von Deutschland ins EU-Ausland. Wenn man sich im EU-Ausland aufhält und angerufen wird, so ist auch das nun kostenlos.
Zwei Beispiele für Inhaber einer Allnet-Flat gemäß reguliertem EU-Roaming:
- In Palma de Mallorca, Spanien: Telefonate in Spanien sind kostenlos. Telefonate nach Deutschland sind kostenlos. Auch Telefonate in ein weiteres EU-Land – etwa Frankreich oder Portugal – sind kostenlos.
- In Berlin, Deutschland: Telefonate nach Spanien sind kostenpflichtig, je nach Anbieter fallen mehr als ein Euro pro Minute an.
Wie erfahre ich, welche Konditionen für meinen Vertrag gelten?
Anbieter sind dazu verpflichtet, ihre Kunden beim Aufenthalt im EU-Ausland über mögliche Kosten und Obergrenzen zu informieren. Kunden bekommen beim Aufenthalt – etwa in Spanien – in der Regel automatisch eine SMS, in der mögliche Zusatz-Kosten genannt werden.
Normalerweise sollte darin stehen, dass Kunden ihren Tarif so nutzen können wie in Deutschland. Bei einer Allnet-Flat zum Beispiel: „Lieber Kunde, Telefonieren in Spanien kostet Sie 0 Cent/Minute.“
Tipp: Hier stelle ich Tarife vor, mit denen man besonders viel sparen kann: Beste Handytarife & bester Handyvertrag im Vergleich.
Mit dem Handy im Ausland telefonieren & surfen: Tipps & Tricks
Wer die Roaming-Gebühren für die Mobilfunknutzung scheut oder wer das Smartphone im Zielland sehr ausgiebig und über mehrere Monate hinweg nutzen möchte, der kann mit einigen Tricks verhindern, dass die Kosten zu sehr steigen. Hier ein paar Empfehlungen.
SIM-Karte im Land kaufen
Wer ohnehin einen längeren Aufenthalt plant, der sollte sich vor Ort eine Sim-Karte besorgen. In vielen EU-Ländern sind die Mobilfunk-Kosten sogar deutlich niedriger als in Deutschland. Damit kann man dann auch sorgenfrei mit dem Smartphone im Internet surfen, ohne allzu hohe Kosten fürchten zu müssen. Wer gleichzeitig unter der deutschen Handynummer erreichbar bleiben möchte, der besorgt sich ein Dual-SIM-Smartphone. Das bietet Platz für zwei SIM-Karten.
WLAN statt Mobilfunk
Das Smartphone dient in Frankreich oder Spanien ohnehin vor allem zum Surfen im Internet? Viele Hotels und auch Campingplätze bieten (kostenlosen oder oft preiswerten) Zugang zum WLAN. Wer sich dort einloggt, der kann also problemlos auch große Urlaubsbilder per Mail verschicken oder stundenlang WhatsAppen, ohne auf den mobilen Datenvolumen-Verbrauch zu schielen. Aber Vorsicht: Die WLAN-Verbindungen sind in der Regel nicht sicher. Daher sensible Daten wie Bankdaten oder Kreditkartennummer nur über sichere Verbindungen (https://, in der Regel erkennbar an einem Schloss in der Adress-Zeile) übertragen.
Datenroaming deaktivieren
Wer sein Handy im Urlaub nur dabei hat, um im Notfall erreichbar zu sein und das mobile Internet nicht benötigt, der sollte die mobile Datennutzung deaktivieren. Denn das sogenannte Datenroaming knabbert selbst dann am Datenvolumen, wenn man das Handy gar nicht nutzt. Das liegt an den Apps, die immer wieder mit dem Internet kommunizieren – etwa, um Mails abzurufen. Das Datenroaming lässt sich in der Regel unter den Einstellungen im Smartphone ausschalten – oft ist es bereits deaktiviert.
Kostenfalle an Bord: Teures Roaming auf Kreuzfahrt-Schiffen und Flugzeugen
Eine entspannte Kreuzfahrt auf einem Schiff – und schnell mal ein entspanntes Telefonat? Eher nicht: Das bordeigene Mobilfunknetz auf einem Kreuzfahrtschiff ist nicht an die EU-Vorgaben gebunden.
Wer sich mit seinem Handy ins bordeigene Mobilfunknetz einbucht, dessen Telefonate werden per Satellit abgewickelt – und kosten oft mehrere Euro pro Minute. Auch das Surfen im Internet wird in der Regel mit horrenden Preisen berechnet – mehrere Euro pro Megabyte sind eher die Regel denn die Ausnahme. Daher: Mit dem Telefonat lieber aufs Festland warten. Oder aber auf Kreuzfahrten einfach mal: abschalten.
Telefonate & SMS über WhatsApp
Wenn man im Ausland die Möglichkeit hat, sich in ein WLAN einzuloggen, dann kann man darüber kostenlos Telefonieren und Textnachrichten verschicken- zum Beispiel über WhatsApp. Das ist zudem ziemlich sicher, weil WhatsApp die Nachrichten mittlerweile „Ende-zu-Ende-verschlüsselt“ überträgt. Das heißt: Nachrichten-Spione im WLAN-Netz gucken in die Röhre. Auch Gespräche sind über WhatsApp möglich – vorausgesetzt, der Gesprächspartner hat ebenfalls WhatsApp auf seinem Smartphone installiert.
Die Schweiz gehört nicht zur EU – Vorsicht im Nicht-EU-Ausland
Vorsicht bei Reisen in der Schweiz: Das Land steckt zwar mittendrin, es ist aber kein Mitglied der EU. Hier greift die EU-Verordnung nicht. Viele Anbieter langen hier also weiterhin ordentlich zu und berechnen pro Minute gerne mal 1,49 Euro – oder auch mehrere Euro pro Megabyte Datenvolumen.
Bei einigen Anbietern lassen sich aber Roaming-Optionen buchen, die explizit die Schweiz einschließen – zum Beispiel PremiumSim. Hier ist das maximale Datenvolumen, das man im EU-Ausland nutzen kann, aber in der Regel auf 1 GB begrenzt.
Wie Anbieter die neuen Roaming-Regeln umsetzen
Die Frage, sie sich viele Nutzer nun stellen: Was passiert mit meinem Vertrag?
Wie also reagieren nun die Anbieter auf die neue EU-Verordnung? Halten sie sich daran und passen den Tarif automatisch an die EU-Roaming-Vorgaben an? Und wie sieht es aus, wenn man bei Telekom, Vodafone, O2 oder Drillisch eine EU-Option gebucht hatte: Wird diese automatisch abgeschaltet? Oder gilt sie weiterhin? Eine Übersicht ausgewählter Handyanbieter (die Liste wird noch ergänzt):
Vodafone
Bei Vodafone (D2-Netz) kann man den Handyvertrag nun so nutzen wie zu Hause in Deutschland, schreibt das Mobilfunk-Unternehmen auf seiner Homepage. Das heißt:
- Wer bei Vodafone das EU-Roaming nutzen möchte, ohne zuzuzahlen, der muss nichts weiter tun: Der Handyvertrag wird automatisch an die EU-Vorgaben angepasst.
- Wenn man bei Vodafone vorher eine Roaming-Option gebucht hatte, dann wird diese laut Vodafone automatisch entfernt.
Kurz und knapp: „Die Umstellung erfolgt automatisch: Du musst nichts dafür tun.“ (Vodafone)
Telekom
Wie setzt die Telekom die EU-Roaming-Regulierung um? Schon vor dem 15.06.2017 war bei den neueren Telekom-Tarifen (D1-Netz) ja bereits das EU-Roaming kostenlos inbegriffen. Wie muss man als Kunde reagieren? Dazu heißt es bei der Telekom:
- Für alte Verträge (vor dem 19.04.2016 abgeschlossen) gilt: Die neue EU-Roaming-Vorgabe wird automatisch umgesetzt. Kunden müssen also nichts neu buchen oder aktivieren, um ihren Vertrag auch im EU-Ausland ohne Extra-Kosten zu nutzen. Eine Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl an Telefonminuten gibt es laut Telekom nicht.
- Für neuere Verträge (ab dem 19.04.2016) gilt: Wer einen neuen Magenta-Mobil-Tarif hat, der hat weiterhin die Option „All Inclusive“ mit drin. Vorteil: Damit kann man seinen Vertrag auch in der Schweiz nutzen. Nachteil: Die Nutzung ist gedeckelt auf 1000 Minuten & 1000 SMS pro Monat. Das gilt auch für alle Verträge, die nach dem 15.06.2017 abgeschlossen werden.
Tipp 1: Wer nicht in der Schweiz unterwegs ist, der sollte also die All-Inclusive-Option kündigen – dann kommt man automatisch in den Vertrag gemäß EU-Regulierung.
Tipp 2: Wer zu einem alten Telekom-Handyvertrag eine Roaming-Option gebucht hatte, der sollte sich an die Telekom wenden und diese kündigen. Sonst zahlt man für etwas, was man ohnehin kostenlos bekommen würde.
O2/Telefónica
Kunden von O2 (Unternehmen Telefónica) müssen genau hinschauen, welche Regelung für sie gilt. Auch hier kommt es darauf an, ob bereits eine EU-Option aktiviert ist – oder nicht. Es gilt:
- Wer einen O2-Handyvertrag von Telefónica mit EU-Roaming-Flat hat (das betrifft viele neuere Verträge), der behält diese zunächst.
- Vorteile der EU-Roaming-Flat: Sie gilt auch in der Schweiz.
- Nachteile der EU-Roaming-Flat: Sie enthält nur 1 GB Datenvolumen im EU-Ausland. SMS kosten extra. Gespräche aus dem EU-Ausland in ein anderes EU-Land (außer Deutschland) kosten extra: Wer von Spanien nach Frankreich telefonieren will, zahlt also extra.
- Die EU-Roaming-Flat lohnt sich nur für Schweiz-Reisende und Grenzgänger. Alle anderen sollten in den EU-regulierten Tarif wechseln.
- Wer wechseln möchte, der kann dies jederzeit tun. Dafür muss man allerdings aktiv werden und die Umstellung bei O2 beantragen. Automatisch passiert das nicht.
- Wer hingegen einen Handytarif ohne EU-Roaming-Flat hat (was vor allem ältere Handytarife betrifft), der wird automatisch in in den EU-regulierten Tarif eingestuft. Dafür muss man nichts weiter tun.
Und wer sich nun nach einem Handyvertrag bei O2 umschaut – wann greifen welche Konditionen bei Vertragsabschluss? Kurz und knapp:
- Wer jetzt einen neuen Handyvertrag bei O2 (Unternehmen Telefónica) abschließt, der wird automatisch in den Tarif gemäß EU-Regulierung eingestuft.
- Es ist Aber möglich, bei Vertragsabschluss ein alternatives Auslands-Paket zu wählen: Mit der EU-Roaming-Flat bekommt man zwar nur 1 GB Datenvolumen im EU-Ausland, dafür ist die Schweiz inklusive. Lohnt sich für Schweiz-Reisende und Grenzgänger.
Drillisch: Smartmobil, PremiumSim, WinSim, Simply, DeitschlandSim, Maxxim & Co
Bei Drillisch mit seinen vielen Mobilfunk-Marken ist das alles etwas komplizierter. Hier gibt es nun Tarife gemäß EU-Regulierung, Handytarife mit Auslands-Paketen sowie sogenannte National-Handyverträge, die überhaupt kein Roaming ermöglichen. Die vier wichtigsten Tipps:
- Wer einen Handyvertrag bei einer Drillisch-Marke mit einer alten EU-Option hat (gängig sind zum Beispiel 100 Minuten & 100 MB), der sollte diese kündigen. Denn die Konditionen dieser EU-Optionen sind deutlich schlechter als ein Tarif gemäß EU-Regulierung.
- Viele neue Handyverträge bei Drillisch kamen eine Zeit lang mit EU-Optionen daher, die die Schweiz beinhalten. Das war etwa bei der PremiumSim-Flat und der WinSim Allnet-Flat der Fall, seit Ende September/Anfang Oktober 2017 ist bei der Bestellung aber der Tarif nach EU-Roaming-Verordnung voreingestellt. Das Schweiz-Paket kann sich für Schweiz-Reisende und Grenzgänger lohnen, ansonsten eher nicht.
- Die neuen EU-Roaming-Pakete bei Drillisch erlauben zwar kostenlose Telefonate aus dem EU-Ausland nach Deutschland, allerdings nicht zwischen den EU-Ländern. Wer von Spanien nach Frankreich telefonieren will, zahlt mit so einem Paket also extra. Im Handyvertrag gemäß EU-Regulierung wären solche Gespräche inbegriffen.
- Solche EU-Optionen lassen sich stets kündigen: Man wird dann in den Handytarif gemäß der EU-Regulierung eingestuft. Das ist meistens empfehlenswert. Der Wechsel geht bei allen Drillisch-Marken online in der „Persönlichen Service-Welt“: Mein Vertrag –> Tarifoptionen –> Ausland –> Europa-Paket deaktivieren.
Steigende Tarif-Kosten durch Neu-Regelung?
Seit Februar 2017 herrscht Klarheit darüber, dass die Roaming-Kosten Mitte 2017 endgültig entfallen. Zuvor wurde darüber immer wieder gerungen. Das Problem: Die Neuregelung könnte zu steigenden Preisen bei Handyverträgen führen.
Der Grund: Wenn ein Nutzer sein Handy zum Beispiel im Urlaub auf Mallorca nutzt und damit telefoniert und im Internet surft, dann kostet ihn das ab Mitte 2017 zwar nichts extra. Das heimische Mobilfunk-Unternehmen aber schon: Für jede Minute und für jedes verbrauchte Megabyte zahlt der Anbieter Geld an den ausländischen Netzbetreiber auf Mallorca. Pro Minute darf der ausländische Anbieter dem heimischen Anbieter 3,2 Cent berechnen, für ein Gigabyte Daten darf er 7,70 Euro nehmen (plus Mehrwertsteuer). Dieser Beitrag soll aber schrittweise sinken – bis zum Jahr 2022 auf maximal 2,50 Euro pro Gigabyte.
Beispiel: Wenn der Kunde mit einer Allnet-Flat aus dem Spanien-Urlaub 10 Stunden (600 Minuten) Minuten nach Deutschland telefoniert, dann kostet das den Mobilfunk-Konzern bis zu 19,20 Euro extra. Für ein Gigabyte Datentransfer fallen zusätzliche 7,70 Euro an. Insgesamt müsste der Konzern also 16,90 Euro draufzahlen – unter der Annahme, dass er keine Extra-Konditionen mit dem ausländischen Anbieter ausgehandelt hat.
Diese Extra-Kosten könnten die Mobilfunk-Unternehmen also auf irgendeine Weise auf den Kunden umlegen – und eine höhere Grundgebühr verlangen.
Außerdem entfällt für die Mobilfunk-Konzerne mit dem Ende der Roaming-Gebühren eine wichtige Einnahmequelle. Zuletzt hatten sie damit noch gut verdient. Auch das dürfte bei der künftigen Tarif-Kalkulation eine Rolle spielen.
Daher ist es durchaus möglich, dass die Mobilfunk-Preise 2017 steigen. Das hatte sich Ende 2016 bereits angedeutet, Anfang 2017 setzte sich der Trend fort: Selbst Mobilfunk-Discounter wie WinSim oder Smartmobil hoben die Grundgebühr um einige Euro an, ein – sonst üblicher – Preis-Wettkampf zum Jahresende blieb aus. Ob das so bleibt, darüber dürfte auch entscheiden, ob die Kunden höhere Preise (für mehr Leistung) akzeptieren – oder nicht.
Und noch etwas deutet sich an: eine Zweiteilung in Tarife mit Auslands-Option und ohne Auslands-Option, sogenannte National-Tarife. So hat DeutschlandSim im Februar 2017 neue Handytarif-Modelle gestartet:
- Es gibt dort nun je eine billige Variante ohne Roaming, bei der die SIM-Karte nur in Deutschland nutzbar ist
- und eine teurere Variante mit Roaming, bei der die SIM-Karte mit Flat auch im EU-Ausland funktioniert.
Das Problem: Wer zum billigeren Handytarif greift, der kann sein Handy im EU-Ausland überhaupt nicht nutzen – die SIM-Karte funktioniert dort nicht. Sollten andere Anbieter dieses Modell übernehmen, dann würde der Tarif-Markt noch schwieriger zu durchschauen.
Nützliche Links:
- Die Stiftung Warentest gibt einen umfassenden Überblick übers Roaming.
- Die Verbraucherzentralen haben ebenfalls alles Wichtige zum mobilen Telefonieren im Ausland gesammelt.
- Auch die Bundesnetzagentur hat wichtige Infos zusammengefasst.
- Telefónica berichtet über die Umsetzung bei eigenen Verträgen.
- Roaming-Verordnung (schwer verständlich).
- Info-Seite zum Roaming der EU-Kommission.