Die Frage nach der besten Handy-Geschwindigkeit ist eigentlich nicht so schwer zu beantworten. Zwar konkurrieren die Handyanbieter mit immer neuen Maximal-Geschwindigkeiten um die Gunst der Kunden: Die Telekom wirbt mit “LTE Max”, also sehr schnellem mobilen Internet mit bis zu 300 Mbit/s. Vodafone lockt gar mit maximal 500 Mbit/s, und auch O2 (Telefónica) hat das Maximal-Tempo von 50 Mbit/s auf 225 Mbit/s erhöht.
Aber: Erreicht werden diese Spitzengeschwindigkeiten nahezu nie. Muss aber auch nicht sein, in der Regel kommen Nutzer mit deutlich geringeren Internet-Geschwindigkeiten von 25 Mbit/s oder auch nur 7 Mbit/s oder gar 1 Mbit/s sehr gut zurecht.
Da stellen sich Smartphone-Nutzern die Fragen: Welche Geschwindigkeit brauche ich wofür? Wie viel Mbits braucht man konkret? Was ist am Handy schnell genug? Kann man auch gedrosselt (z.B. mit 32 Kbit/s oder 64 Kbit/s) noch gut das Handy nutzen? Und wie erreiche ich das Maximal-Tempo auf dem Smartphone? Alles Wichtige im Überblick.
Inhaltsverzeichnis
- Handy-Geschwindigkeiten: 1 Mbit/s oder 50 Mbit/s – was ist schnell genug?
- Highspeed-Versprechen: Damit werben die Mobilfunk-Anbieter
Handy-Geschwindigkeiten: 1 Mbit/s oder 50 Mbit/s – was ist schnell genug?
Was ist ausreichend? Geschwindigkeiten im Überblick
Es ist ja gar nicht so leicht, sich etwas unter den ganzen Megabit-Zahlen vorzustellen. Die folgende Tabelle hilft dabei, die Handy-Geschwindigkeiten einzuordnen. Zudem steht dort jeweils die Mobilfunk-Technik, die dabei in der Regel zum Einsatz kommt. Die Tabelle hilft zum Beispiel dabei, die Frage zu beantworten: Wie schnell sind 50 Mbit/s?
Geschwindigkeit | Download eines Songs (3 MB) in Minuten | Download eines Youtube-Clips (20 MB) in Minuten | Technik |
1 Mbit/s | 0:25 | 2:47 | UMTS |
16 Mbit/s | 0:02 | 0:10 | UMTS |
21,6 Mbit/s | 0:01 | 0:07 | UMTS/LTE |
25 Mbit/s | 0:01 | 0:06 | UMTS |
42,2 Mbit/s | 0:01 | 0:03 | UMTS |
50 Mbit/s | 0:01 | 0:03 | LTE |
100 Mbit/s | 0:01 | 0:01 | LTE |
225 Mbit/s | 0:01 | 0:01 | LTE |
300 Mbit/s | 0:01 | 0:01 | LTE |
500 Mbit/s | 0:01 | 0:01 | LTE |
Man sieht: Mit einer Geschwindigkeit von 16 Mbit/s kann man ein aktuelles Lied in Sekundenschnelle herunterladen. Und selbst ein kurzes Video mit einer Größe von 20 MB ist in rund zehn Sekunden auf dem Smartphone, wenn es mit 16 Mbit/s heruntergeladen wird. Wenn man 50 Mbit/s erreicht, ist das Video sogar in rund drei Sekunden auf dem Smartphone angekommen.
Das heißt kurz und knapp: 16 Mbit/s sind vollkommen ausreichend fürs Smartphone, um mit hoher Geschwindigkeit durchs Internet zu surfen. Mit 50 Mbit/s geht’s teils noch etwas schneller, der Unterschied ist aber gering. Eine dreistellige Download-Rate braucht kaum jemand – außer, man will unterwegs ständig riesige Gigabyte-Datenberge transferieren.
Wer es genauer wissen: Hier eine Übersicht einiger Download-Raten sowie einige Erklärungen dazu.
Wie schnell das mobile Internet sein sollte: Was man braucht – und was nicht
Eine Übersicht, was mit welchen Geschwindigkeiten auf dem Handy noch möglich ist – von der niedrigsten Geschwindigkeit (gedrosselt) bis zum maximalen LTE-Tempo.
2 Kbit/s: Internet? War da was?
Dies ist eine besonders krasse Form der Drosselung. Sie greift unter anderem bei manchen Tarifen im O2-Netz im EU-Ausland, wenn das Datenvolumen der Internet-Flat erschöpft ist. Damit kommen im Prinzip keine Daten mehr beim Nutzer an. Heißt: Man ist zwar noch im mobilen Internet, aber nutzen kann man es nicht.
16 Kbit/s, 32 Kbits, 64 Kbit/s: Gedrosselte Geduldsprobe
Diese Datenübertragsungsraten entsprechen der gedrosselten Geschwindigkeit nach dem Verbrauch des Datenvolumens bei den meisten Anbietern. Dabei gibt es Unterschiede: So drosselt beispielsweise Drillisch (Smartmobil, DeutschlandSim, WinSim u.a.) auf 16 Kbit/s, O2 und Vodafone auf 32 Kbit/s. Dagegen setzen die Telekom (Magenta Mobil) oder 1&1 (z.B. mit dem GMX-Handytarif/Web.de-Handytarif) auf eine Drosselung auf 64 Kbit/s.
64 Kbit/s, das entspricht in etwa der früheren Geschwindigkeit eines ISDN-Modems. Surfen im mobilen Netz ist damit zwar noch möglich, dafür benötigt man aber vor allem: sehr viel Zeit. Allein der Aufbau einer Internet-Seite kann mehrere Minuten dauern. Das Nutzen von Messengern wie etwa WhatsApp ist damit aber in der Regel noch recht problemlos möglich. Nur das Verschicken und Empfangen von Fotos dauert – logischerweise – deutlich länger als üblich.
Bei 32 Kbit/s muss man allerdings deutlich mehr Geduld aufbringen: Internet-Seiten brauchen mehrere Minuten zum Laden – wenn es denn überhaupt klappt. Zum Chatten via WhatsApp sind 32 Kbit/s noch ganz brauchbar, das Verschicken von Fotos ist allerdings problematisch.
Und bei 16 Kbit/s muss man schon Glück haben, wenn die Daten überhaupt mal durchs Netz fließen. Es ist aber durchaus möglich, damit mobile Internet-Seiten aufzurufen. Auch das Chatten etwa via WhatsApp ist noch möglich, der Versand von Bildern oder Videos aber nicht. Was mit 16 Kbit/s geht, zeigt etwas ausführlicher dieser Bericht von Teltarif.
1 Mbit/s: “sanfte Drosselung” bei O2
Eine Datenübertratungs-Rate von 1 Mbit/s reicht für die meisten Anwendungen aus. Sogar Video-Streams aus dem Internet in niedriger Qualität laufen mit dieser Geschwindigkeit noch flüssig – zum Beispiel Youtube-Videos oder Filme über Amazon Prime Instant Video. So habe ich etwa im O2-Free-Test die Erfahrung gesammelt, dass man mit 1 Mbit/s noch folgende Dinge ziemlich gut nutzen kann:
- Messenger wie WhatsApp
- Video-Streams in niedriger Qualität, z.B. Youtube
- Pokémon Go
- Surfen mit dem Internet-Browser auf dem Smartphone
- Musik streamen, z.B. via Spotify
7 Mbit/s: Ab ins schnelle Internet
Mit 7 Megabit pro Sekunde kann man alles mit dem Smartphone machen, was man normalerweise braucht. Sogar Video-Streams in HD-Qualität lassen sich damit ruckelfrei und ohne Unterbrechungen abspielen. Mehr braucht man als Smartphone-Nutzer im Prinzip also nicht. Echt nicht.
Zur Verdeutlichung: Vor ein paar Jahren war eine DSL-6000er-Leitung Standard – 7 Mbit/s übertreffen diesen Standard sogar noch um 1 Mbit.
Ausnahme: Man möchte sehr große Datenmengen sehr schnell herunterladen. Dann ist eine noch schnellere Verbindung nötig. Doch dafür sollte man ohnehin den WLAN-Zugang wählen, weil sonst das gebuchte Datenvolumen sehr schnell erschöpft ist. Auch für die Nutzung des Smartphones als Modem ist eine schnellere Geschwindigkeit nützlich – aber nicht zwingend notwendig.
Auf 7 Mbit/s begrenzen nur noch wenige Anbieter ihre Tarife. Teils gibt es günstige Aktionstarife von Klarmobil, die auf diese Maximal-Geschwindigkeit festgelegt sind.
16, 21,6 oder 50 Mbit/s: Große Datenmengen flott herunterladen
Und schwupp, mal eben den neuen Film im HD-Qualität herunterladen. Und noch die Fotosammlung von einem Bekannten aus der Dropbox gezogen. Das geht mit diesen Geschwindigkeiten von 16 Mbit/s, 21,6 Mbit/s oder 50 Mbit pro Sekunde deutlich schneller als mit sieben Megabit pro Sekunde.
Wer das ausgiebig tut, der hat aber sein gebuchtes Datenvolumen schnell verbraten. Auch mit schnellem Internet sollte man stets aufs Datenvolumen achten. Und vor allem bei der Tarifwahl gilt: Lieber mehr Datenvolumen als eine hohe Maximal-Geschwindigkeit wählen, wenn möglich.
Max. 225 Mbit/s oder 500 Mbit/s: In wenigen Minuten einen Film laden?
Wenn man eine dieser Höchstgeschwindigkeiten erreichen würde, dann könnte man damit innerhalb weniger Minuten einen Film in HD-Qualität herunterladen. Oder tausende Fotos übertragen. Oder weitere große Datenberge herunterladen, für die man sonst auch mal ein oder zwei Stunden einplanen musste.
Das ist aber nur die Theorie: In der Praxis werden diese Maximal-Werte kaum erreicht. Fürs Smartphone ist das aber sowieso unwichtig. Und, wie gesagt: Das Datenvolumen ist extrem schnell aufgebraucht, wenn man Filme in Top-Qualität streamt.
Extra-Tipps:
- Mit dem Handy-Speedtest lässt sich die genutzte Bandbreite ermitteln.
- Worauf man bei der Wahl des richtigen Datenvolumens achten sollte, steht hier: Wie viel Datenvolumen braucht man fürs Handy? Was verbraucht am meisten?
Rakete oder Schnecke? Die Grenzen der Handy-Technik
Ob das Smartphone wirklich so schnell im mobilen Internet rennt wie versprochen, das hängt nicht nur von der gebuchten Bandbreite ab. Sondern auch davon, was das Smartphone technisch draufhat. Die neueren Modelle wie das Samsung Galaxy S7 oder das iPhone 7 bekommen Geschwindigkeiten im dreistelligen Mbit-Bereich locker hin.
Modelle, die schon ein paar Jahre alt sind, kommen hingegen auf deutlich langsamere Geschwindigkeiten. Auch diese reichen aber meist aus, um damit das mobile Internet bequem zu nutzen. Abgesehen von Geräten, die noch aus dem vorigen Jahrzehnt stammen.
Achten sollte man beim Smartphone-Kauf vor allem darauf, dass der LTE-Standard unterstützt wird. Bei allen neuen Geräten auf dem Markt ist das Standard, bei älteren Modellen nicht. Warum das oft wichtig ist? Das steht im nächsten Abschnitt.
Ist eigentlich LTE notwendig?
LTE ist oft wichtig, weil es eine bessere Netzabdeckung und eine schnellere Reaktionszeit ermöglicht. Bedeutet: Damit ist man oft etwas schneller im Internet unterwegs – und hat öfter die Möglichkeit, unterwegs das schnelle mobile Netz zu nutzen.
Denn: In ländlichen Regionen ist oft LTE verfügbar, der 3G-Standard aber nicht. In einigen entlegenen Regionen lässt es sich also nur bequem im mobilen Internet surfen, wenn man einen LTE-Tarif hat.
Außerdem bietet LTE eine schnellere Reaktionsgeschwindigkeit: Dadurch laden zum Beispiel mobile Internet-Seiten auf dem Smartphone etwas schneller. Und sehr schnelle Geschwindigkeiten im dreistelligen Megabit-Bereich sind nur mit LTE möglich. (Siehe auch: Was ist LTE?)
Wenn man in einem Gebiet lebt, wo das 3G-Netz seines Anbieters gut ausgebaut ist, ist LTE aber nicht zwingend notwendig. So zumindest meine Erfahrung. Und die damit möglichen Geschwindigkeiten reichen in der Regel auch vollkommen aus, um das mobile Internet auf dem Smartphone zu nutzen, wie der folgende Abschnitt zeigt.
Highspeed-Versprechen: Damit werben die Mobilfunk-Anbieter
Die Maximal-Geschwindigkeiten im Überblick
Unabhängig davon, ob diese Maximal-Geschwindigkeiten mit dem Handy jemals erreicht werden, bewerben die Anbieter ihre Mobilfunktarife mit verschiedenen Höchstgeschwindigkeiten. Das hängt vor allem von zwei Faktoren ab:
- Ist LTE-Zugriff möglich? Mit LTE, dem sogenannten 4G-Standard der “4.Generation”, sind deutlich schnellere Geschwindigkeiten möglich, teils im dreistelligen Mbit-Bereich pro Sekunde.
- Ohne LTE ist man auf das mobile Internet der 3. Generation (3G) angewiesen, also UMTS oder das aufgemotzte HDSPA+. Damit sind maximal 42,2 Mbit/s drin, in der Regel liegt die Geschwindigkeit aber deutlich darunter.
Die Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 bewerben ihre Handytarife mit einer hohen Maximalgeschwindigkeit, die Nutzer mit LTE erreichen können:
- O2/Telefónica: bis zu 225 Mbit/s
- Telekom (D1): bis zu 300 Mbit/s
- Vodafone (D2): bis zu 500 Mbit/s
Provider wie Klarmobil oder Congstar, die Leistungen bei den drei großen Netzbetreibern einkaufen, können in der Regel nur Pakete mit niedrigeren Geschwindigkeiten vermarkten. Nur Drillisch, das etwa hinter WinSim, Smartmobil oder DeutschlandSim steckt, kann derzeit Tarife mit maximal 225 Mbit/s anbieten.
Ein Grund: Anbieter wie Freenet, Klarmobil oder 1&1 bieten zwar Tarife im D2-Netz von Vodafone oder im D1-Netz von der Telekom an. Sie haben aber keinen – oder oft nur eingeschränkten – Zugriff auf das flotte LTE-Netz. Daher sind dort maximal Geschwindigkeiten von 7 Mbit/s bis 42 Mbit/s beworben. Seit einiger Zeit haben aber immerhin auch Otelo und Congstar Zugriff auf die LTE-Netze von Vodafone und Telekom – bei Congstar sind damit zum Beispiel Maximal-Geschwindigkeiten von 50 Mbit/s drin.
Eine Besonderheit auf dem Mobilfunkmarkt: O2 bietet mit den O2-Free-Tarifen nun Allnet-Flatrates an, die nach Verbrauch des Inklusivvolumens auf 1 Mbit/s gedrosselt werden. Unbegrenzt, ohne weitere Drosselung. Was damit möglich ist, zeigen etwa die O2-Erfahrungen mit dem Free-S-Tarif.
Tipp: Eine Übersicht günstiger Tarife gibt es hier: Beste Handytarife & bester Handyvertrag im Vergleich.
Wieso das Maximum fast nie erreicht wird
Es mag sein, dass Nutzer punktuell auch mal Geschwindigkeiten von 200 Mbit/s mit ihrem Smartphone messen können. Doch die Regel ist das nicht.
Denn derart hohe Geschwindigkeiten bieten die Netze von Vodafone, Telekom und O2/Telefónica nur an sehr wenigen Orten. Und auch nur denn, wenn optimale Bedingungen herrschen. Das heißt:
- Das LTE-Netz muss entsprechend aufgerüstet worden sein, um den Datentransfer zu stemmen.
- Es dürfen sich nicht zu viele Menschen die Mobilfunk-Zelle teilen. Am besten wäre, man hätte die Zelle für sich allein.
- Das Smartphone muss für solch eine Hochgeschwindigkeit gerüstet sein.
- Das Signal muss ungestört beim Nutzer ankommen.
Die Netze für maximal 300 Mbit/s oder sogar 500 Mbit/s sind aber nur in sehr wenigen Städten ausgebaut. Und auch dort teilen sich in der Regel viele Nutzer die verfügbare Bandbreite. Letztlich kommt beim Nutzer also deutlich weniger an, zum Beispiel 42 Mbit/s.
Das gilt auch für das 3G-Netz: Hier müssen sich die Nutzer ebenfalls die maximal verfügbare Bandbreite teilen. Weil aber weniger Bandbreite zur Verfügung steht, kommt in der Regel weniger beim Nutzer an. Häufig gemessene Werte schwanken um 10 Mbit/s.
Bewertung: Spar’ dir den Turbo-Aufpreis
Mit sieben Megabit pro Sekunde kann man als Smartphone-Normalnutzer wunderbar das mobile Internet nutzen. Man kann Videos streamen, unterwegs Musik hören, Chatten, Bilder verschicken und empfangen. Mehr braucht man – nach derzeitigem Stand der Technik – nicht. Die meisten Tarife bieten aber mittlerweile ohnehin Geschwindigkeiten von mindestens 21 Mbit/s – wenn man die Wahl hat (bei gleichem Preis), greift man natürlich zum schnelleren Tarif.
Immer wieder übertrumpfen sich die Mobilfunk-Anbieter mit immer neuen Höchstgeschwindigkeiten im dreistelligen Megabit-Bereich – die in der Praxis im Übrigen nur selten erreicht werden.
Das ist vor allem eines: geschicktes Marketing, um Kunden zu locken. Als Smartphone-Nutzer hat man davon nicht viel. Vor allem nicht, wenn man für den Turbo auch noch einen Aufpreis zahlen soll, wie es teilweise der Fall ist.
Daher die Empfehlung: Bei der Wahl des richtigen Handytarifs nicht auf die Maximalgeschwindigkeit schielen, sondern vor allem das Netz, die Leistungen und den Preis vergleichen. So lange eine Maximalgeschwindigkeit von 7 Mbit/s garantiert wird (meist sind’s deutlich mehr) und bestenfalls der LTE-Standard enthalten ist, kommt man damit in der Regel sehr gut zurecht – ein günstiger Handyvertrag reicht da völlig aus. Wer unsicher ist, der greift einfach zu einem monatlich kündbaren Handytarif ohne lange Laufzeit.