Handy-Telefonate ins EU-Ausland: Das kann teuer werden

Zwischen neun und 199 Euro für 100 Minuten: So viel kostet es, mit dem Handy aus Deutschland ins EU-Ausland zu telefonieren. Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind teils enorm, wie eine Smartklar-Untersuchung zeigt.

Mit dem Handy ins EU-Ausland telefonieren – das ist noch immer ziemlich teuer. Zwar muss man pro Telefonminute nach Spanien oder Frankreich keine so horrenden Summen mehr zahlen, wie es vor einigen Jahren noch üblich war.

Doch wer in einem Monat hundert Minuten mit dem Handy von Deutschland in ein EU-Land telefoniert, der muss sich auf Zusatzkosten zwischen neun und 199 Euro einstellen. Das hat eine Auswertung der Gebühren für Auslandstelefonate bei deutschen Mobilfunkanbietern ergeben. Bei welchem Anbieter Telefonate am günstigsten sind, wo es besonders viel kostet und wie man hohe Kosten vermeidet – alle Infos.

Hinweis: Diese Analyse bezieht sich auf Anfang Februar 2018, sie ist also nicht mehr aktuell. Seitdem hat sich Einiges geändert: Die Kosten für Telefonate ins EU-Ausland wurden gedeckelt. Seit dem 15.Mai 2019 zahlen EU-Bürger nur noch maximal 19 Cent pro Minute, eine SMS kostet maximal 6 Cent.  Telefonate in Länder außerhalb der EU sind aber weiterhin sehr teuer.

Per Handy ins EU-Ausland telefonieren: ziemlich teuer

Wer einen Handyvertrag mit Allnet-Flat und mindestens 2 GB Datenvolumen hat, der sollte damit eigentlich relativ sorgenfrei telefonieren können: Die Allnet-Flat sorgt schließlich dafür, dass man zum Pauschaltarif in Deutschland telefonieren kann. Auch im EU-Ausland kann man damit sorgenfrei telefonieren, ohne auf die Uhr zu schauen – seit Mitte 2017 sind auch Gespräche etwa in Spanien oder Frankreich abgedeckt, sie dürfen dort nicht mehr kosten als im Inland.

Das Problem: Für Gespräche aus Deutschland ins EU-Ausland fallen weiterhin teils hohe Kosten an – diese sind nicht reguliert. Die seit Mitte 2017 geltende EU-Roaming-Verordnung führt also zu folgendem Kuriosum:

• Wer sich im EU-Ausland aufhält, zum Beispiel in Frankreich, der kann von dort mit seiner Allnet-Flat unbegrenzt nach Spanien oder Polen telefonieren, ohne etwas extra zu zahlen.
• Wer allerdings von Deutschland aus jemanden in Spanien oder Polen anrufen will, der zahlt dafür extra.

Das betrifft zum Beispiel viele EU-Einwanderer, die günstig in die Heimat telefonieren wollen. Oder auch Grenzgänger, die öfters von Deutschland ins Nachbarland telefonieren müssen (zum Beispiel nach Frankreich).

So haben Verbraucherschützer jüngst gefordert, dass auch Telefonate ins EU-Ausland nicht mehr kosten dürften als normale Inlands-Gespräche. Noch ist das aber nicht der Fall.

Und so zeigt diese Untersuchung: Die Spannbreite der Kosten für Handy-Telefonate ins EU-Ausland pro Minute ist enorm. Am günstigsten ist Blau.de mit 9 Cent pro Minute, am teuersten ist das Telefonieren ins EU-Ausland mit den Prepaid-Tarifen der Telekom: Der deutsche Mobilfunk-Platzhirsch berechnet happige 1,99 Euro pro Minute. Dabei gibt es große Unterschiede – je nachdem, ob es ein klassischer Vertrag ist oder ein Prepaid-Tarif.

Kosten beim klassischen Handyvertrag

Wer einen Allnet-Flat-Handyvertrag mit mindestens 2 GB Datenvolumen besitzt und ins EU-Ausland telefonieren möchte, der telefoniert damit am günstigsten bei Blau.de: Der Anbieter berechnet pauschal 9 Cent pro Minute – für 100 Minuten im Monat werden also 9 Euro fällig. Am teuersten ist sind Telefonate bei Callmobile, hier fallen 1,50 Euro pro Minute an – 100 Minuten schlagen also mit 150 Euro zu Buche.

Im Mittelfeld bewegen sich die Netzbetreiber Vodafone, Telekom und Telefónica mit seiner Marke O2. Während bei Telekom und Vodafone für 100 Minuten im Schnitt 83,50 Euro anfallen, berechnet O2 für die gleiche Zeit 39 Euro.

Die Kosten bei allen Anbietern im Überblick – berücksichtigt wurde stets der günstigste Handyvertrag mit Allnet-Flat und mindestens 2 GB Datenvolumen:

Kosten beim Prepaid-Tarif

Besonders groß ist die Spannbreite bei Prepaid-Handytarifen: Auch hier ist Blau.de mit 9 Euro für 100 Telefonminuten am günstigsten; am teuersten ist die Telekom, die für die gleiche Zeit happige 199 Euro berechnet.

Es fällt auf: Viele Prepaid-Anbieter berechnen eher moderate Preise um die 20 Cent pro Minute.

Betrachtet man die Tarife der Netzbetreiber, so ist Vodafone mit durchschnittlich 20 Euro für 100 Telefonminuten am günstigsten. O2 liegt mit 29 Euro im Mittelfeld, die Telekom ist mit 199 Euro im Prepaid-Feld weit abgeschlagen.

Die Kosten für Gespräche mit einem Prepaid-Tarif ins EU-Ausland im Überblick:

Wen betrifft das überhaupt?

Nun mögen sich viele fragen: Telefonate ins EU-Ausland vom Handy – wer braucht das denn schon? Doch es sind durchaus einige, die das betrifft:

• Immerhin 6,6 Millionen Menschen mit EU-Migrationshintergrund lebten im Jahr 2016 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland (Quelle). Es ist anzunehmen, dass davon viele regelmäßig ihre Familie in der Ferne mit dem Handy anrufen, zum Beispiel in Italien, Spanien, Rumänien oder Bulgarien.
• Der Sohn studiert für ein Jahr in Schweden, die Tochter arbeitet bei einem internationalen Konzern derzeit für ein Jahr in Paris – und beide sind nur unter ihrer neuen Telefonnummer im Land erreichbar. Da ist es praktisch, wenn man für ein Gespräch in EU-Netze nicht allzu viel draufzahlt.
• Fakt ist: Im Jahr 2016 hat die Bundesnetzagentur 3,78 Milliarden Minuten gezählt, die aus deutschen Mobilnetzen in ausländische Netze telefoniert wurden (Quelle). Darunter fallen auch Gespräche in Länder außerhalb der EU, die in der Regel deutlich teurer sind.

Wie kann man sich vor hohen Kosten schützen?

Wer sich hohe Kosten für Anrufe im Ausland sparen möchte, der sollte sich bei seinem Anbieter über zubuchbare Auslands-Optionen informieren. Solche Pakete enthalten zum Beispiel 100 Minuten ins EU-Ausland für 10 Euro pro Monat. Allerdings bieten längst nicht alle Mobilfunker solche Zusatz-Optionen.

Tipp: Wer öfters mit dem Handy ins EU-Ausland telefoniert, der fährt mit einem Prepaid-Tarif in der Regel recht günstig. Auch Blau.de ist eine gute Wahl: Der Anbieter berechnet faire 9 Cent pro Minute.

Extra-Tipp für Sparfüchse: Alternativ empfiehlt es sich, Freunde und Verwandte in der Ferne über Messenger-Dienste wie etwa WhatsApp oder Skype anzurufen. Über die App kann man mittlerweile auch telefonieren, es fallen keine Zusatzkosten an – selbst Telefonate in entfernte Länder wie China oder Australien sind damit kostenlos. Man sollte aber darauf achten, dass die mobile Internet-Verbindung stabil läuft – sonst kommt es zu Aussetzern beim Telefonieren.

Übrigens: Telefonate auf deutsche Handys im EU-Ausland sind nicht betroffen. Wer seinen Bekannten im Mallorca-Urlaub auf dem Handy anruft, der zahlt den üblichen Preis für einen Anruf auf eine deutsche Handynummer.

Alle Anbieter im Überblick

Konditionen für Anrufe ins EU-Ausland mit dem Handy (Jeweils günstigster Vertrag mit Allnet-Flat & min. 2 GB)

*ins Festnetz
** ins Mobilfunknetz
***in der Nebenzeit
****in der Hauptzeit (Mo-Fr 7-18 h)

Konditionen für Anrufe ins EU-Ausland mit dem Handy: Prepaid-Tarife

*ins Festnetz
** ins Mobilfunknetz
***in der Nebenzeit
****in der Hauptzeit (Mo-Fr 7-18 h)
*****In manche Länder nur 16-36 Cent, für Telefonate in die meisten EU-Länder gilt aber der Einheitspreis von 99 Cent.
Annahme:
*****errechnet aus einem mittleren Minutenpreis von 17 Cent

Zur Methodik und Annahmen:

• Evtl. buchbare Auslands-Pakete wurden nicht berücksichtigt. Mit gebuchter Auslands-Option können die Kosten teils deutlich niedriger sein.
• Ethno-Discounter (Lebara, LycaMobile) wurden nicht berücksichtigt.
• Es wird von 100 Telefon-Minuten ins EU-Ausland ausgegangen, davon 50 ins EU-Festnetz und 50 ins EU-Mobilfunknetz. Die Anrufen erfolgen zu gleichen Teilen zur Haupt- und Nebenzeit.
• Die 100 Minuten sind verteilt auf 20 Telefonate.
• Daraus errechnen sich die Zusatzkosten pro Monat.