„Unendlich Datenvolumen“ und „unbegrenzt Surfen“ – so heißt es in der Werbung für die neuen O2-Free-Tarife. Denn bei den neuen Allnet-Flats greift nun nach dem Verbrauch des Datenvolumens keine harte Drosselung mehr, stattdessen können Nutzer mit 1 Mbit/s weitersurfen. Sollte im Alltag ja eigentlich ausreichen.
Aber wie gut funktioniert das im Test wirklich? Ist man damit „always on“, also immer im Internet? Meine Erfahrungen mit dem Tarif O2 Free S in diesem Testbericht – mit einer recht großen Überraschung.
Tipp: Wer nach einem Handyvertrag mit wirklich echter Internet-Flat sucht, der findet mit dem O2 Free Unlimited derzeit das günstigste Angebot: Damit lässt sich für 60 Euro monatlich unendlich surfen, und zwar komplett ohne Drosselung. Auch auf eine weiche Drosselung wie bei dem S-Tarif verzichtet der Netzbetreiber. Zum Tarif.
Inhaltsverzeichnis
O2 Free S Test: Erfahrungen mit dem Handytarif S
Was kann die Allnet-Flat?
Der O2-Free-Tarif ist recht gut ausgestattet: Die Allnet-Flat erlaubt unbegrenztes Telefonieren, auch in der EU kommt man Dank EU-Roaming-Flat auf seine Kosten. Der Überblick:
- Allnet-Flatrate & SMS-Flatrate in alle deutschen Netze
- 1 GB Internet-Flat mit LTE bis 225 Mbit/s, danach bis 1Mbit/s im UMTS-Netz
- O2-Handynetz
- Extras:
- weltweit gültige Festnetznummer
- EU-Roaming-Flat
- 3 Sky-Tickets kostenlos (Sky Cinema oder Sky Entertainment unterwegs streamen)
- 39,99 Euro Anschlusskosten
- 19,99 Euro Grundgebühr, 24 Monate Mindestlaufzeit (statt
24,99 Euro) / 24,99 Euro, monatlich kündbar (statt29,99 Euro)
Obendrauf gibt es zudem eine Festnetznummer, mit der man weltweit auf dem Handy erreichbar ist. Kosten: 20 Euro Grundgebühr pro Monat (oder 5 Euro mehr ohne lange Laufzeit, also monatlich kündbar).
Das Datenvolumen ist mit 1 GB zwar nicht gerade üppig – aber hier geht es ohnehin vor allem darum, was die Flat noch taugt, wenn die Geschwindigkeit auf 1 Mbit/s gedrosselt wird. Vor allem, weil mit der Drosselung auch der schnellere und besser ausgebaute LTE-Standard wegfällt.
Tipp: Wer auf LTE nicht verzichten kann oder will, für den empfiehlt sich derzeit der üppiger ausgestattete O2 Free M – mit Allnet-Flat und 10 Gigabyte LTE-Datenvolumen für knapp 30 Euro im Monat:
- Allnet-Flatrate & SMS-Flatrate in alle Netze
- Internet-Flatrate mit 10 GB LTE-Datenvolumen, bis 225 Mbit/s
- O2-Mobilfunknetz von Telefónica
- Extras:
- Festnetznummer fürs Handy, weltweit gültig
- 3 Monate Sky kostenlos (fürs Streamen von Filmen o.ä. unterwegs)
- einmalig 39,99 Euro Anschlusskosten
- 29,99 Euro Grundgebühr, 24 Monate Mindestlaufzeit
Wer noch mehr LTE-Datenvolumen braucht, der greift zur L-Variante mit 20 GB für 10 Euro extra. Doch wie gut ist der O2-Tarif im Netz von Telefónica insgesamt auf den Daten-Beinen? Der O2-Free-Test zeigt meine Erfahrungen.
Der Speed-Test: Was ist maximal drin?
Das O2-Mobilfunknetz von Telefónica ist generell eher schwächer ausgebaut als das D1-Netz von Telekom oder das D2-Netz von Vodafone. Da ich aber in Hamburg lebe und arbeite, also einer großen Stadt mit vielen Einwohnern, ist hier das Netz nach meinen Erfahrungen sehr ordentlich. Mit meinem Testgerät, dem iPhone 6s, hat man nahezu überall LTE-Empfang.
Ich habe an zwei Tagen im Hamburger Stadtgebiet mehrere Handy-Speed-Tests durchgeführt – mit gemischten Ergebnissen: Mal waren’s 10 Mbit/s, mal gut 90 Mbit/s (siehe Screenshot rechts). Die 225 Mbit/s, die O2 als Maximalgeschwindigkeit anpreist, konnte ich nie auch nur annähernd erreichen. Solche Geschwindigkeiten auf dem Smartphone braucht aber sowieso kein Mensch.
Im Praxis-Test lief mit dem Free-Tarif mit LTE alles problemlos: HD-Video-Streams etwa bei Amazon ließen sich in höchster Qualität ruckelfrei abspielen. Und ich konnte im Film ohne Aussetzer vor- und zurückspringen. Auch alle anderen Anwendungen wie WhatsApp, Youtube oder Spotify liefen entsprechend flüssig. Insgesamt also gute O2-Erfahrungen in Hamburg.
Und plötzlich war das Datenvolumen aufgebraucht – kein Netz?
Um die Drosselung zu erreichen, habe ich das Datenvolumen extrem strapaziert und kreuz und quer durch mehrere HD-Video-Streams bei Amazon Prime Video gespult. Dann war das 1 GB endlich verbraucht. Und Zack: kein Netz mehr:
Heißt: Nach dem Verbrauch von exakt 1,00 GB trennte O2 die komplette Netz-Verbindung.
Sieht so eine Drosselung auf 1 Mbit/s aus?
Die Zeit ohne Netz währte aber nicht lange, wenige Sekunden später buchte sich das iPhone 6s wieder ins Netz ein. Allein die LTE-Anzeige oben auf dem Bildschirm war verschwunden.
So steht es ja auch bei O2 etwas versteckt in den Fußnoten: Nach der Drosselung kann man zwar noch mit 1 Mbit/s weitersurfen, allerdings nur noch ohne LTE. Die Frage ist: Kann man damit trotzdem noch gute Erfahrungen beim Surfen im mobilen Internet machen?
Erfahrung mit O2 Free: Was ist mit 1 Mbit/s noch möglich?
Der erneute Speed-Test zeigt: Die Internet-Geschwindigkeit ist tatsächlich gedrosselt, zwischenzeitlich kamen bei mir rund 0,9 Mbit/s an. Möglicherweise ein Messfehler, ganz exakt ist so ein Test ja oft auch nicht.
Ich habe den Test daher mehrfach mit der FLOQ-App wiederholt. Und siehe da: Download- und Upload-Geschwindigkeit pendeln zwischen knapp unter und knapp über einem Mbit/s. Der Ping-Wert, also die Reaktionszeit, schwankt zwischen 30 und 50 Millisekunden. Bei schlechter Abdeckung, etwa in der U-Bahn, lag der Wert auch mal bei 90 oder 100 Millisekunden – was aber nicht ungewöhnlich ist. Bedeutet: Insgesamt sehr brauchbare Ergebnisse.
Was ist damit also noch möglich? Ein paar Szenarien auf dem Prüfstand:
Surfen im mobilen Internet
Mit ungedrosseltem LTE-Zugang hatten sich die Internet-Seiten auf meinem iPhone 6s noch innerhalb von ein bis zwei Sekunden aufgebaut, zum Beispiel Spiegel Online. Mit der Drossel muss man nun etwas länger warten – aber nach rund fünf Sekunden ist auch hier die Spiegel-Seite geladen.
Das mobile Surfen funktioniert also noch sehr gut und ohne größere Wartezeiten.
HD-Video-Streams (Beispiel: Amazon Prime Video)
Wer Videos in bester Qualität streamen möchte, der sollte das nicht mit dem O2-Free-Tarif versuchen. Es beginnt zwar vielversprechend, das Bild läuft an, doch dann friert es ein, der Ton läuft teilweise weiter – und bricht dann völlig ab. Meldung von Amazon: Meine Internet-Verbindung sei unzureichend.
Dafür reichen 1 Mbit/s also bei weitem nicht aus. Und sonst?
Video-Streams in niedriger Qualität (Youtube, Amazon Prime Video)
Das sieht schon besser aus: Das nächstbeste Katzenvideo, das ich bei Youtube angeklickt habe, läuft wenige Sekunden später auf dem Smartphone – ohne Ruckeln oder Aussetzer. Auch das Springen im Video – etwa von Minute 1:34 auf Minute 5:46 – funktioniert überraschend gut. Zwar nicht so reibungslos wie bei ungedrosselter LTE-Geschwindigkeit, aber mit nur wenigen Sekunden Verzögerung.
Das überrascht mich dann doch. Vor dem Test hatte ich damit gerechnet, dass Videos nur sehr zäh und ruckelig laufen. Tun sie aber nicht. Pluspunkt für die 1-Mbit/s-Drosselung.
Musik-Streams am Beispiel Spotify
Läuft. Braucht zum Start des Musik-Streams etwas Zeit, bis die Musik spielt (gefühlt 10 Sekunden), doch dann läuft die Musik – und zwar ohne Unterbrechnung oder Aussetzer. Eine sehr nette Erfahrung mit dem neuen O2-Free-Tarif.
Chatten und Bilder verschicken über WhatsApp
Wenn Video-Streams und Online-Radio via Spotify funktionieren, dann sollte Whatsapp ja erst Recht kein Problem sein – oder? Stimmt: Chatten funktioniert so gut wie ohne Drosselung (braucht ja auch kaum Bandbreite). Und das Verschicken von Bildern flutscht zwar nicht ganz so flott, aber nach etwa 5 Sekunden ist auch der Schnappschuss mit dem iPhone verschickt.
Pokémon Go spielen
Hier konnte ich keine Verzögerung feststellen: Die kleinen Viecher lassen sich im O2-Free-Test problemlos jagen. Das sollte nicht überraschen, zumal ja auch Videos noch ganz gut laufen.
Tethering: Das Handy als Modem fürs Laptop nutzen
Unbegrenztes Datenvolumen – da könnte man doch auf die Idee kommen, das Handy als Modem zu benutzen und unterwegs unbegrenzt auch mit dem Notebook im Internet zu surfen. Aber funktioniert das auch?
Kurz und knapp: Ja, zum Surfen reichen 1 Mbit/s vollkommen aus. Die Internet-Seiten wie Spiegel Online oder teltarif.de laden zwar etwas länger, aber das ist durchaus verschmerzbar. Allein das Anschauen von Videos – auch in niedriger Qualität etwa bei Youtube – wird zu einer Geduldsprobe. Wer etwas Zeit mitbringt, der kann aber auch Youtube noch nutzen.
Erfahrungsbericht zu Bestellung, Abwicklung, Kundenservice
Den Tarif O2 Free S habe direkt am Tag des Starts des neuen Angebots online bestellt, also am Mittwoch, 5.10.2016, zur Mittagszeit. Zum Start der neuen Tarife fällt die Anschlussgebühr weg, der Rabatt wurde korrekt verbucht. Wenig später hatte ich die Bestellbestätigung in meinem Mail-Postfach.
Die Lieferung erfolgte extrem flott, die SIM-Karte lag bereits einen Tag nach der Bestellung im Briefkasten: Eine nackte Triple-SIM ohne O2-Label. Macht nichts, funktioniert trotzdem: Fürs iPhone 6s ließ sich die (kleine) Nano-SIM-Karte problemlos herauslösen.
Auch die Aktivierung und Freischaltung der SIM-Karte verlief flott und problemlos – schon wenige Minuten später war die Karte im Smartphone einsatzbereit.
Ein Problem, mit dem ich bei diesem Erfahrungsbericht konfrontiert war: Der Kundenservice per Telefon war lange Zeit nur schwer erreichbar, wie auch diverse Medien berichtet haben. Und überhaupt: Eine Hotline-Telefonnummer für den O2-Kundenservice war auf der Homepage nicht wirklich zu finde.
Ich habe sie dann doch entdeckt: Es ist die Nummer 089 – 787 979 400 (Ortstarif) oder 55222 (20 Cent/Anruf)). Und nach einigen aktuellen Stichproben meinerseits ist es nun im Frühjahr 2017 offenbar nicht mehr so problematisch, einen (freundlichen!) Mitarbeiter an die Strippe zu bekommen: Nach einigen Minuten Wartezeit meldet sich ein Mitarbeiter. Zuvor muss man sich freilich noch durch ein Sprachmenü wühlen – wie es heutzutage aber ja leider bei nahezu allen Hotlines üblich ist.
Wer nicht telefonieren möchte, kann es auch im O2-Chat versuchen. In der Vergangenheit habe ich dort recht lange Wartezeiten erlebt, das dürfte sich mittlerweile aber auch gebessert haben.
Tipp: Im Chat eine Frage stellen und das Fenster geöffnet lassen. Nebenbei kann man andere Dinge im Internet erledigen. Irgendwann meldet sich im Chat dann ein Service-Mitarbeiter.
Weitere Erfahrungen mit dem O2-Kundenservice: Ich habe mich mal danach erkundigt, wie es mit der Umsetzung der Roaming-Regelung aussieht und ob ich ab Mitte Juni mein Datenvolumen dann komplett auch im Ausland nutzen kann, ohne draufzuzahlen. Denn das sieht eine (verpflichtende!) Neuregelung der EU-Roaming-Gebühren so vor. Dazu konnte mir der Mitarbeiter aber leider noch nichts Konkretes sagen, da er dazu noch keine Informationen habe. Kunden würden darüber aber rechtzeitig informiert.
Die Bewertung: Freiheit für alle Smartphone-Nutzer?
Kann man nun als dank der erweiterten Drosselung unbegrenzt und unbeschwert mit dem Smartphone im Internet surfen? Jein.
Ich habe mit der Drosselung auf 1 Mbit/s zwar bisher ziemlich gute Erfahrungen gemacht: Sogar Videos lassen sich in niedriger Qualität noch gut auf dem Smartphone anschauen.
Anders sieht es allerdings aus, wenn man sich an Orten aufhält, wo das UMTS-Netz von O2 nicht so gut ausgebaut ist wie in weiten Teilen Hamburgs. Und davon gibt es in Deutschland viele. Wer Interesse an dem O2-Free-Tarif hat, der sollte bereits Erfahrungen damit haben, wie gut das O2-Netz von Telefónica an den Orten ausgebaut ist, an denen man sich am meisten aufhält. Eine Orientierung bietet die Karte zur Netzabdeckung.
Und dort sollte vor allem das UMTS-Netz gut funktionieren. Ist das nicht der Fall, dann bringt einem auch eine fast echte Daten-Flat nichts.
Daher mein Testurteil: Die Drosselung auf 1 Mbit/s mit quasi „unendlich Datenvolumen“ ist eine sehr feine Sache. Wer dauerhaft und sehr viel im Internet surft und unterwegs viel Musik oder Videos in niedriger Qualität streamt, der kommt damit wohl auf seine Kosten: Die meisten Anwendungen lassen sich auch mit 1 Mbit/s und ohne LTE noch sehr gut nutzen. Voraussetzung ist aber, dass das Netz verfügbar ist.
Übrigens: Dieser Testbericht/Erfahrungsbericht erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität. Gründe:
- Die Messungen wurden vor allem im Hamburger Stadtgebiet vorgenommen. Und vor allem in Ballungsgebieten ist das mobile Internet von O2 recht ordentlich. An anderen Orten in Deutschland – zum Beispiel in ländlichen Regionen – würden die Ergebnisse völlig anders ausfallen.
- Die gemessenen Geschwindigkeiten sind abhängig von diversen Faktoren, unter anderem dem Netzausbau, dem Standort, der Netzauslastung.