Der Markt für Handytarife wird noch etwas unübersichtlicher: Manche Anbieter gehen nun dazu über, sogenannte National-Handytarife ohne Roaming anzubieten, die nur in Deutschland funktionieren. Das Unternehmen Drillisch hat mit seiner Marke DeutschlandSim den Anfang gemacht, es folgte die Freenet-Gruppe mit der Marke Callmobile.
Diese National-Tarife sind etwas günstiger, dafür funktioniert die SIM-Karte nur im deutschen Inland – für den Aufenthalt im Ausland ist sie nicht freigeschaltet.
Wie die neuen National-Tarife genau aussehen, wieso dieses Preismodell problematisch ist und wie Mobilfunk-Kunden nun reagieren sollten – der Tarif-Check.
Inhaltsverzeichnis
National-Handytarife: Deutschland-Tarife ohne Roaming im Vergleich
Aktuell gibt es drei Anbieter, die National-Tarife ohne Roaming ins Angebot genommen haben: die Drillisch-Marken Yourfone und DeutschlandSim sowie die Freenet-Marke Callmobile. Die folgenden Beispiele zeigen, wie viel (und ob) man mit so einem Tarif Geld sparen kann.
DeutschlandSim National: LTE 2000 & LTE 4000
Zwei Allnet-Flats, die – gemessen an den Leistungen – für viele Menschen interessant sein dürften, sind diese DeutschlandSim-Tarife. Sie bieten ziemlich viel Datenvolumen, einer der Tarife ist für unter 10 Euro monatlich zu haben ist:
DeutschlandSim National: LTE 2000 & LTE 4000
- Allnet-Flat & SMS-Flat in alle Netze in Deutschland
- 3 GB Internet-Flat mit LTE, bis 50 Mbit/s
- Datenautomatik, nicht deaktivierbar
- O2-Handynetz von Telefónica
- 10 Euro Bonus bei Mitnahme der Handynummer
- 14,99 Euro Anschlusskosten
- 9,99 Euro Grundgebühr, monatlich kündbar
- oder: 5 GB für 14,99 Euro Grundgebühr
Das ist ein ziemlich niedriger Preis. Das Problem ist nur: Man kann das Handy mit dieser SIM-Karte ausschließlich in Deutschland nutzen. Im Ausland funktioniert das Handy damit nicht mehr, man kann auch nicht angerufen werden.
Außerdem gilt hier (wie bei vielen anderen Handytarifen aus dem Hause Drillisch): Es ist eine Datenautomatik voreingestellt, die nach Verbrauch des Inklusiv-Volumens Extra-Datenpakete nachbucht. Das kann Mehrkosten von monatlich bis zu sechs Euro verursachen.
Wie stehen nun die National-Mobilfunktarife von DeutschlandSim ohne Roaming im Preisvergleich da? Antwort: Es gibt Alternativen, die Roaming erlauben und dabei – je nach Tarif – nicht teurer sind. Ob das so bleibt, das ist allerdings unklar – denn diese Tarife stammen ebenfalls aus dem Hause Drillisch:
- Der PremiumSim LTE 2000 bietet eine Allnet-Flat mit SMS-Flat & 2 GB Datenvolumen für ebenfalls 9,99 Euro monatlich – allerdings inklusive EU-Roaming-Flat.
- Bei Simply gibt es die Allnet-Flat mit 5 GB für 19,99 Euro – also fünf Euro teurer als bei DeutschlandSim. Dafür ist dort EU-Roaming inklusive, zudem bekommt man zwei MultiSim-Karten obendrauf – etwa zum mobilen Surfen mit Laptop und Notebook. Weiterer Pluspunkt: Die Datenautomatik ist dort deaktivierbar.
Zwischenfazit: Die DeutschlandSim-Tarife scheinen zwar recht günstig, im Preisvergleich sind sie aber nicht unbedingt die billigsten – und das trotz fehlenden EU-Roamings.
Callmobile National: CleverSmart 500 & CleverAllnet 1000
Callmobile hat zwei National-Mobilfunktarife im Angebot: Der CleverSmart 500 richtet sich eher an Smartphone-Wenignutzer, die CleverAllnet 1000 an Vieltelefonierer. Auch diese Tarife sind ausschließlich in Deutschland nutzbar:
- CleverSmart 500: 100 Minuten, 100 SMS, 500 MB Datenvolumen, D2-Netz von Vodafone, 25 Euro Bonus bei Rufnummern-Mitnahme, 19,95 Euro Anschlusskosten, 5,95 Euro Grundgebühr, monatlich kündbar.
- CleverAllnet 1000: Allnet-Flat in alle Netze, SMS kosten 9 Cent/Stück, D2-Handynetz von Vodafone, 25 Euro Bonus bei Mitnahme der Handynummer, 19,95 Euro Anschlusskosten, 12,95 Euro Grundgebühr, monatlich kündbar.
Es fällt auf: Die Tarife sind nicht wirklich billig. Im Handytarife-Vergleich ist beispielsweise die Freenet Freeflat etwas günstiger als die Allnet-Flat – und roaming-fähig. Und auch der CleverSmart ist nicht wirklich ein Preis-Renner: So kostet etwa der GMX-Handytarif nur einen Euro mehr pro Monat, bietet dafür aber deutlich mehr Leistung – und ist auch im Ausland nutzbar.
Insgesamt lohnen sich die Callmobile-Angebote daher leider überhaupt nicht – nicht einmal dann, wenn man sein Handy stets nur in Deutschland benötigt. Sie sind daher nicht empfehlenswert.
Bewertung: Das kann man sich sparen
Die Bewertung: Ich halte von diesen National-Tarifen nichts – und rate davon generell ab. Sie bieten derzeit ein nur geringes Sparpotenzial – und lohnen sich allenfalls für Leute, die sich sicher sind, dass sie Deutschland nie verlassen. Oder für diejenigen, die keinen Wert darauf legen, im Ausland unter ihrer Nummer erreichbar zu sein. Das dürfte allerdings die Minderheit sein. Alle anderen sollten lieber die paar Euro extra im Monat zahlen – und sich späteren Ärger mit National-Tarifen sparen.
Fragen und Antworten
Was sind die großen Nachteile dieses Tarif-Modells?
Die Tarif-Landschaft wird noch unübersichtlicher: Neben Laufzeit, Netz, Inklusiv-Leistungen, Grundgebühr, Anschlussgebühr und Kostenfallen wie der Datenautomatik müssen Kunden nun auch noch beachten, ob ein Vertrag im Ausland nutzbar ist. Vergleichen wird also noch schwieriger.
- Wer nur in Deutschland lebt und Urlaub macht, der kann damit zwar Geld sparen – wer aber auch im Ausland mit dem Handy telefonieren möchte, der kann dies nicht ohne Weiteres tun. Auch ein Tarif-Wechsel in einen Roaming-Tarif ist nicht so einfach möglich. Um im EU-Ausland erreichbar zu sein, müsste man sich also eine andere SIM-Karte zulegen – und wäre damit wiederum nur unter einer neuen Telefonnummer anzutreffen. So etwas nervt.
- Das ist vor allem problematisch für Menschen, die in einer Grenzregion leben: Sie können nicht mal eben über die Grenze fahren und ihr Handy weiternutzen – sie sind dann schlicht nicht mehr erreichbar.
Wo liegen die Vorteile?
Das ist schnell erklärt: Alle Zu-Hause-Bleiber können mit den teils deutlich günstigeren Tarifen einige Euro pro Monat sparen. Aber nur, wenn sie nicht irgendwann wieder in einen Roaming-Tarif wechseln wollen – denn dafür fallen Wechselgebühren an.
Mit National-Tarif sparen und vor einer Reise kurzfristig wechseln – geht das?
Theoretisch schon. Praktisch ist das allerdings schwierig – und in der Regel recht teuer:
- Die Kündigungsfrist des alten Tarifs gilt auch bei einem Wechsel. Man sollte sich also am mindestens zwei Monate vor der Auslands-Reise bei seinem Anbieter über die Konditionen informieren.
- In der Regel fallen vergleichsweise hohe Kosten für den Tarifwechsel an. Callmobile verlangt dafür noch moderate 9,95 Euro, bei Drillisch ist es in der Regel deutlich teurer: Drillisch verlangt erneut die vollen Anschlusskosten sowie eine Vorfälligkeits-Gebühr, wenn man den Vertrag vor Ende der Mindeslaufzeit wechselt.
- Diese Kosten werden doppelt fällig – zumindest dann, wenn man nach der Reise zurück in den National-Tarif wechselt. Und auch hier gilt wieder die Kündigungsfrist.
Daher meine Empfehlung: Generell lohnt sich solch ein National-Handyvertrag nur, wenn man ihn ausschließlich in Deutschland nutzt. Den ein kurzfristiger Wechsel in einen EU-Roaming-Tarif ist aufwändig und teuer. Wer seine Handynummer auch im Ausland nutzen möchte, sollte daher am besten von vornherein einen Mobilfunk-Tarif wählen, der Roaming erlaubt.
Wieso gibt es solche National-Tarife überhaupt?
Die Anbieter reagieren damit auf die Vorgabe, dass sie ab Mitte Juni 2017 keine EU-Roaming-Gebühren mehr erheben dürfen. Denn dann müssen sie ihren Kunden erlauben, den Handyvertrag im EU-Ausland genauso zu nutzen wie in Deutschland – ohne Extra-Kosten. Daraus ergeben sich aus Sicht der Mobilfunkanbieter zwei Probleme:
- Es fällt eine Einnahmequelle weg, denn bisher haben viele Anbieter an den Roaming-Gebühren gut verdient. Für 100 MB fielen teils mehrere Euro an. Ein einträgliches Geschäft.
- Die Kosten für die Nutzung fremder Netze müssen die Anbieter aber weiterhin tragen. So müssen sie für ein Gigabyte Datenvolumen, das ein Nutzer im EU-Ausland verbraucht, dem dortigen Netzbetreiber bis zu 7,70 Euro zahlen.
Insgesamt also: Eher unschön für die Bilanz eines Mobilfunk-Unternehmens.
Besonders problematisch ist das für Mobilfunk-Unternehmen, die kein eigenes Netz haben. Also etwa Freenet und Drillisch. Denn sie müssen an die ausländischen Netzbetreiber teils viel Geld zahlen, wenn ihre Kunden dort das Handy benutzen.
Die Netzbetreiber Telekom (D1), Vodafone (D2) und Telefónica (O2-Netz) sind hingegen besser aufgestellt: Sie haben auch in vielen europäischen Ländern ein Netz. Außerdem bekommen auch sie Geld, wenn sich beispielsweise ein Italiener ins deutsche Netz einbucht. Von diesen Einnahmen haben die Provider ohne eigenes Netz (wie Drillisch oder die Freenet-Gruppe) aber nichts.
Daher gehen offenbar vor allem die Billig-Anbieter wie Freenet oder Drillisch dazu über, National-Tarife anzubieten. Damit hebeln sie gewissermaßen die gut gemeinte Vorgabe aus, dass Handynutzer sich auch mit ihrem Handy in der EU frei bewegen können, ohne etwas extra zu zahlen („Roam like at home“).
Dieser Schritt ist aus Sicht der Anbieter nachvollziehbar, für den preisbewussten Handynutzer heißt es nun aber: Es wird noch schwieriger, Tarife zu vergleichen und den besten Handyvertrag zu finden.
Hinweis: In dem Mobilfunktarife-Vergleich beim Handy-Tarifrechner habe ich sämtliche National-Tarife deaktiviert, weil ich diese nicht verbraucherfreundlich finde. Wer dort Handytarife vergleicht, bekommt also ausschließlich Handytarife angezeigt, die Roaming zulassen. Auch in die Übersicht der besten Handytarife nehme ich nur roaming-fähige Tarife auf.